Welt aus Glas. Transparentes Design
„Transparenz“ gehört zu den Schlüsselbegriffen unserer Gegenwart. Was wir mit dem Begriff verbinden, sagt viel über unsere Gesellschaft aus. Fordern wir transparentere Prozesse in Wirtschaft und Politik oder befürchten wir den Verlust von Privatsphäre inmitten einer gläsernen Kontrollgesellschaft? Warum faszinieren uns auch im Alltag Objekte aus Glas und klarem Kunststoff? Die Ausstellung blickt zurück auf das 20. Jahrhundert und verfolgt die Entwicklungslinien bis zu aktuellen Diskussionen über eine gläserne Welt.
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts herrscht eine wahre Transparenz-Euphorie. Leistungsstarke Mikroskope und die gerade entdeckten Röntgenstrahlen durchdringen die opake Oberfläche und schauen in das Innere der Natur. DesignerInnen und ArchitektInnen folgen diesem neuen Blick und arbeiten mit transparenten Materialien an einer durchsichtigen, fortschrittlichen und besseren Welt.
In den 1930er Jahren wird die „gläserne Küche“ entwickelt – arbeitssparend, hygienisch und schwebend leicht, so heißt es in den Werbeblättern der Zeit. Ab den 1950er Jahren entstehen sogar Möbel aus transparenten Kunststoffen, die sich bewusst vom schwerfälligen Einrichtungsstil früherer Generation absetzen. Auch die Mode greift die neuen Materialien begeistert auf und gewährt gewagte Einblicke. Der Architekturdiskurs der jungen Bundesrepublik stellt einen engen Zusammenhang zwischen gläserner Durchsicht und politischer Transparenz her. An der Wende zum 21. Jahrhundert regt sich erstmals Kritik an diesem Ideal. Wie viel Durchsicht braucht eine funktionierende Gesellschaft? Was ist uns wichtiger: Das Recht auf Geheimnisse oder das Gefühl der Sicherheit?
Beteiligte (Auswahl)
Eero Aarnio, Coop Himmelb(l)au, Jonathan De Pas, Donato D’Urbino, Lyonel Feininger, Salvatore Ferragamo, Zaha Hadid, Haus-Rucker-Co, Hans Hollein, Estelle und Erwin Laverne, Paolo Lomazzi, Lucia Moholy, Georg Munker, Dieter Rams, Wilhelm Conrad Röntgen, Bruno Taut, Daniel Weil, Hans Schafgans, Carla Scolari, Social Impact Aktionsgemeinschaft, Philippe Starck, Carl Strüwe, Eberhard Tröger, Wilhelm Wagenfeld, Reinhold Weiß, Fritz Winter und Philip Wong