Franziska Nast: OHh Please
Das Zeichnen als Zeichnung, Markierung, Geste, als Bild. Strukturiert wird die Tätigkeit des Zeichnens durch unterschiedliche Anlässe, Ereignisse, Gespräche, Snapshots, Themenfelder, Versuchsanordnungen.
Im Fokus stehen das Unvorhergesehene und die vielfältige Wechselwirkung von Mensch und Objekt. Wie kann Sprache und Dialog abgebildet werden?
Im Ringen nach Worten, im Räuspern, im Stammeln entstehen Wortbilder.
Diese Bilder oder Zeichengründe sind weder Hintergrund noch Träger. Zeichnung und Bezeichnetes sind gleich große Summanden. Jede Kombination aus Auftrag und Eingetragenem bleibt offen, da Variationen möglich sind und praktiziert werden. Jede Zeichnung kann gleichzeitig Original und Kopie sein auf dem einen oder einem anderen Träger.
DER ANDERE BLICK
Die Ausstellung versammelt fünf künstlerische Positionen, die mit unterschiedlichen Medien den Blick auf die Welt thematisieren.
Esther Adam setzt auf die sinnliche Wirkung von Material.
Ihre aus Keramik, Bronze oder Stahl geformten Objekte entfalten ihre Wirkung häufig erst durch ihre überraschende Anordnung im Raum. Wenn sich z.B. spitze Kegel in den Raum schieben, kann man nur durch eine Änderung der eigenen Körperhaltung darauf reagieren. Wahrnehmung wird so zu einem mehrdimensionalen Prozess.
Veronika Dobers beschäftigt sich mit dem Denken an sich.
Ihre zwischen Zeichnung und Malerei changierenden Hinterglasmalereien zeigen reduziert gezeichnete Elemente, wie Tropfen, Strohbündel oder die Umrisse menschlicher Figuren, die sie zu rätselhaften Kombinationen zusammen fügt.
Nathalie Gebert bringt die Kulturgeschichte des Webens mit der Entwicklung der Computertechnologie zusammen.
Dafür hat sie eine Apparatur konstruiert, die punktuell einen Faden bedruckt und auf verschieden große Rahmen aufspannt. Der Faden wird horizontal, ähnlich dem Kettfaden eines Webstuhls auf einen von 3 Metallrahmen aufgespannt und wieder abgerollt während er auf den nächsten Rahmen aufgewickelt wird. Durch die unterschiedliche Rahmengröße entsteht jedes Mal ein anderes Muster.
Jean-François Guiton zeigt zwei Video-Installationen, die an unseren zerstreuten Alltags-Blick anknüpfen.
Ein Lichtkegel auf dem Tisch oder ein Spiegel an der Wand verbergen „Projektionen“, die die Eindeutigkeit des Sichtbaren wanken lassen. Das Ins-Licht-Gebrachte hinter dem Spiegel kann unter die Haut gehen.
Noriyuki Suzuki beschäftigt sich mit der Unzulänglichkeit menschlicher Wahrnehmung.
Seine Installation, * (astheristik) ist eine Apparatur aus langsam rotierenden Metall-Ringen, in deren Mitte ein Apfel befestigt ist, der von 4 Kameras gefilmt wird. Auf 4 Monitoren daneben werden digitale Arbeitsprozesse sichtbar gemacht.
Was ist der Rest – Max Brück, Timofej Kratz & Johannes Listewnik
Über den Versuch einer Verortung des zeitlich Flüchtigen nähern sich Max Brück (*1991), Timofej Kratz (*1984) und Johannes Listewnik (*1988) der Frage nach dem Wie des künstlerischen Erzählens. Dabei verstehen sie den Akt des Kunstmachens als eine Transformation: eine Verwandlung geht dem Werk voraus. Aber was bleibt von den Erfahrungen, die Künstler*innen im Schaffen durchlaufen und erzeugen? Was außen vor bleibt, ob das Werk Gefäß dieser Erfahrung sein kann, ob es etwas aufhebt oder doch nur eine Aufhebung stattfindet, ist die zentrale Frage der Ausstellung. Denn: Was erzählt die Schmetterlingssammlung noch von den Jagden, die ihr vorausgingen, und was wird ein Archäologe der Zukunft aus ihnen lesen können?
Die Ambivalenz dieses Restes spiegelt einen dialektischen Prozess, in dem das Werk sich immer wieder selbst erzeugt, erhält, und zugleich doch stets in Auflösung begriffen ist. Gilt es, Schicht um Schicht des Definitorischen abzuschälen, um zu diesem Rest vorzudringen? Oder zeigt er sich dann, fliehend, wenn die Konstellationen es erlauben? Max Brück öffnet in seiner „Diathek“ die Ordnung von Vergangenem im Medium Fotografie und bricht mit der vermeintlichen Deutungshoheit des historischen Archivs. In Abhängigkeit des Lichteinfalls im Raum entstehen immer neue zeitliche Überlappungen und Verdichtungen. Die vor Ort, kurz vor Eröffnung der Ausstellung entstandene, performative Malerei von Timofej Kratz, fungiert als Scharnier zwischen dem Akt ihrer Entstehung und dem sich öffnenden Raum der Veräußerung. Sie verweist so auf den konkreten Prozess des Schaffens, ist Zeuge einer Verwandlung und zugleich Autogenese. Ähnliches geschieht auch bei Johannes Listewnik. Er zeigt einen Ansatz, der klassische malerische Stilmittel mit Textfragmenten konvergieren lässt. Das Material wird zum Zeugen einer stetig fortschreitenden Erzählung, die Farbschichten zum Zeit- und Gedanken-Container.
Der Begriff des Restes ist allen gezeigten Positionen als Ausdruck eines Anderen eingeprägt. Arbeits- und Zeitverläufe werden sicht- und erfahrbar gemacht, indem sie in ihrer jeweiligen Materialität und situativen Transparenz zur Entfaltung kommen. Die zeitliche Dimension des Erzählens löst sich jedoch gerade in ihrer Werkhaftigkeit wieder auf, wird zu Schicht und Sammlung. Was bleibt? Was ist dieser Rest, der jetzt losgelöst vom Akt seiner Entstehung, dem Blick des Betrachters bedarf, um von Neuem und immer als ein Anderer zur Welt gebracht zu werden? Der Rest, das ist vielleicht das stets Unauffindbare, immer Entfliehende: der Raum zwischen den Erzählungen.
Miriam Bartosch
Emese Kazár. Das Nebenhaus
Emese Kazár greift die Tradition der Bilderzählung der italienischen Freskenmalerei des 14. und 15. Jahrhunderts auf, in der das gemalte Haus – etwa bei Giotto oder Fra Filippo Lippi – zum Erzählraum wird. In der eigens für den Pavillon konzipierten Installation wird das Nebengebäude selbst zum Erzählraum. Die Elemente der Installation machen die Gegensätze von innen und außen spürbar und verweisen auf die Narration christlicher Malerei. Im Mittelpunkt steht die Textilie als zweite Hülle des Körpers, als Trägerin von Erinnerung und Erlebtem. Fundstücke aus dem Familiennachlass der Künstlerin – etwa Stoffreste von getragenen Kleidern – bilden den Ausgangspunkt für Arbeiten, die aufeinander verweisen und mediale Grenzen verwischen.
Mehr Ausstellungen des Gerhard-Marcks-Hauses finden Sie hier.
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Paris auf Papier
Um 1900 war Paris das Zentrum der Moderne, eine Kunstmetropole von Weltrang. Ganze Generationen von Malerinnen und Malern zog es im 19. und frühen 20. Jahrhundert in die Stadt an der Seine. Begleitend zur Ausstellung „Geburtstagsgäste. Monet bis van Gogh“präsentiert das Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen aus eigenen Beständen ein Panorama graphischer Arbeiten von Constantin Guys über Mary Cassatt bis zu Henri de Toulouse-Lautrec, die das Leben in der französischen Metropole illustrieren.
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