Die Weserburg zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung von Kay Rosen in Europa. Die US-Amerikanerin (*1943 in Corpus Christi, Texas, lebt in New York City und Gary, Indiana) nutzt seit den 1970er Jahren Sprache als künstlerisches Material. International bekannt ist sie vor allem für Wandarbeiten, die einzelne Wörter, Sätze oder Buchstabenfolgen wiedergeben, oft in gewaltiger Größe. Minimalistische Form, ästhetische Kraft und kluger Inhalt kommen hier eindrücklich zusammen.
Jala Wahid: I Love Ancient Baby
Die Einzelausstellung I Love Ancient Baby von Jala Wahid (*1988, lebt in London) zeigt in einer emotionalen und verführerischen Inszenierung von Form, Material und Raum eine gleichnamige neue Videoarbeit und eine Reihe neuer Skulpturen.
Ausgangspunkt der Ausstellung I Love Ancient Baby ist die Idee, dass Zeit und Gefühle zyklisch sind, dass wir dieselben Ängste und Sehnsüchte haben wie die alten Zivilisationen vor Tausenden von Jahren und dass Artefakte mit diesen Gefühlen aufgeladen sind.
Museumsfotografien, für die Soldaten im Irakkrieg produzierte Spielkarten, Skulpturen, Wandmalerei und Beleuchtung entwickelt die Künstlerin mit Techniken der Gegenüberstellung und Montage zu einer Erzählung von Objekten und Menschen, die verloren und gefunden werden. Die Ambivalenzen dieser Erzählung stehen in Beziehung zu Archäologie, Entdeckung und Herauslösung, zu kultureller Aneignung und Kolonialismus. Wahid verleiht ihnen ebenso spielerisch wie persönlich eine Stimme, so als ob die Würfel neu entscheiden oder die Karten neu gemischt werden, um die zugrunde liegende Bedeutung zu verschieben oder zu korrigieren.
Die Ausstellung rückt die kulturellen, historischen und individuellen Beziehungsgeflechte, in die ein Mensch hineingeboren wird, in den Blick – und wie diese mit den komplizierten und toxischen Beziehungen von Denkmälern, Symbolen und Affekten verwoben sind. Diese Geflechte bestehen zwischen Menschen, die bereits gestorben sind, und Menschen, die noch geboren werden, zwischen der fremden und der eigenen Geschichte, zwischen Ort und Ortlosigkeit. Dabei werden Wege und Reisen im buchstäblichen wie übertragenen Sinne wiederholt, Leben kommt und vergeht und beginnt von Neuem zwischen Gefühlen von Freude und Trauer. So ist I Love Ancient Baby auch eine sehr intime Arbeit, in der Wahid ihren verstorbenen Vater und ihr noch ungeborenes Kind adressiert, ebenso wie die antiken Skulpturen, in denen sie sich verkörpern. Die abstrakten und archivierten Objekte werden aus der musealen Distanz geholt und auf die Wünsche und Ängste zurückgeführt, die damals in sie hineingelegt wurden. Geschichte und Geschichten, Verlust und Wiederentdeckung überlagern sich.
Die emotionalen Verbindungen, die der Mensch zu knüpfen pflegt, scheinen durch archäologische Funde oder Erinnerungen der Zeit zu trotzen. I Love Ancient Babyschlägt daher vor zu untersuchen, wie diese Gefühle konkret mit ihrer skulpturalen Gestaltung verbunden sind. Jala Wahid schafft ihre eigene zeitgenössische Symbolik in Verbindung mit komplexen Beziehungen und Affekten kultureller und individueller Identitäten. Ausgehend von den uralten Skulpturen und der zeitgenössischen kurdischen Geschichte betont sie die Bedeutung von gegenhegemonialen Stimmen und von Gefühlen vor dem Hintergrund von vordergründig patriarchalen (und neokolonialen) Narrativen wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeiten.
Jala Wahid (*1988, lebt und arbeitet in London) studierte Freie Kunst an der Royal Academy of Arts und am Goldsmiths College in London. Einzelausstellungen zuletzt u.a. 2023 Kunstverein Freiburg; 2022 BALTIC Centre for Contemporary Art, Gateshead/GB, Niru Ratnam Gallery, London/GB; 2021 CAS Batumi, Batumi/GE, Two Queens, Leicester/GB; 2020 E.A. Shared Space, Tbilisi/GE
THIS IS NOT A PHOTO TEIL III / “ ECHT“
Eröffnung: Samstag, 4 November 2023 um 19 Uhr
Finissage: Sonntag, 21 Januar 2024 um 15 Uhr
Künstler:innen: Evita Emersleben, Anja Fußbach / Frank Bertoldi, Manja Herrmann, Cornelia Hesse-Honegger, Manfred Kirschner, Patricia Lambertus, Wiebke Mertens, Folker Winkelmann
Im Herbst 2021 zeigte die Galerie Mitte im KUBO eine Ausstellung zum Thema Fotografie als Material in der Bildenden Kunst. Es handelte sich dabei um eine Weiterführung der sehr erfolgreichen Ausstellung THIS IS NOT A PHOTO TEIL I von 2019. In diesem Jahr, im November 2023 bis Januar 2024, wird diese Reihe mit der Ausstellung THIS IS NOT A PHOTO TEIL III / „ECHT“ fortgesetzt.
Die medienübergreifende Ausstellung eröffnet einen Blick auf die künstlerische Arbeit mit Fotografie, wobei die Nutzung fotografischer Mittel als Material für bildende Künstler:innen in den Fokus genommen wird. Es werden verschiedene Umgangsweisen mit der Fotografie präsentiert und dabei deren Entgrenzung sichtbar gemacht, um das künstlerische Potenzial der Fotografie auszuloten, sowie das gestalterische und reflexive Potenzial dieses Mediums freizulegen.
Der Untertitel für die diesjährige Ausstellung heißt „ECHT“. Damit soll neben der Herangehensweise an die Arbeit mit fotografischen Mitteln die immerwährende Frage nach Echtheit in der Fotografie beachtet werden. Das reicht in unserem Fall von der Fotoperformance über die collagierte Fotofläche oder die Installation aus Fototapeten bis hin zum Realismus in Öl. Aber auch die hyperrealistische Zeichnung, die gewissermaßen die fotografischen Mittel ergänzt, soll sich in dieser Ausstellung finden.
Öffnungszeiten Do / Fr / Sa / So 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung
Doch alle eine Insel? (Teil 2)
Doch alle eine Insel?
Ausstellung: Loretta Fahrenholz, Sonia Gomes, Chris Reinecke, Tarona, Annette Wehrmann
Dialoge: Hodan-Ali Farah, Aria Farajnezhad, Anneli Käsmayr, Till Krause, Effrosyni Kontogeorgou, Bubu Mosiashvili, Nyabinghi Lab, Claudia Piepenbrock, Tim Reinecke, Dana Reina Téllez, Tropez, Doris Weinberger
„Doch alle eine Insel?“ ist eine Annäherung an den öffentlichen Raum anhand der Bilder, die ihn formen. Diese Bilder sind einerseits diejenigen, die uns der öffentliche Raum präsentiert, gleichzeitig und in Wechselwirkung aber auch die (Welt)Bilder, mit denen wir in ihn treten. Sie sind geprägt von Ein- und Ausschlüssen, Macht- und Gewaltstrukturen, Konsum, Geschichte(n) und Repräsentation. „Doch alle eine Insel?“ geht seit Mai 2023 als Ausstellung, Recherche und Gesprächsreihe den Bildern nach, die wir uns stattdessen vorstellen könn(t)en und damit auch der selbstkritischen Frage: welche Gesellschaft für Aktuelle Kunst?
Das Projekt versteht sich nicht als Ergebnis, sondern als Ausgangspunkt für Abweichung, Entfremdung und Annäherung. Im Fokus der Ausstellung steht das Verhältnis zwischen Beobachtung und Handlung und wie sich diese zu Zeit, Raum und Bewegung verhalten. Die künstlerischen Arbeiten folgen keinem strengen Narrativ und keiner argumentativen Linie, sondern verorten sich in Grenzgebieten. Die Dialoge bestehen aus (halb-)öffentlichen Treffen und Gesprächen einer Gruppe von Bremer Künstler*innen mit externen Gästen. Worum geht es eigentlich im (Bremischen) öffentlichen Raum?
So wie wir sind
Bereits zum fünften Mal präsentiert sich die Neuhängung der Sammlungsausstellung So wie wir sind in der Weserburg Museum für moderne Kunst. Auch diesmal gibt es mit über 120 Werken von 100 Künstler*innen und -gruppen aus unterschiedlichen Zeiten und Kontexten jede Menge Entdeckungen zu machen. Themenareale auf 2.500 m² formulieren eine Vielzahl unterschiedlicher Setzungen von den 1960er Jahren bis heute.
So gibt es Räume zu politischen, kontemplativen oder menschlich überformten Landschaften, zu Deutschlandbildern, zur Liebe in all ihren Klischees, zu geschlechtlichen wie kulturellen Identitäten, zu (Post-)Kolonialismus, aber auch zum Konzept Malerei oder zur vertikalen Form. Kunsthistorische Fragestellungen stehen also ebenso im Fokus wie gesellschaftspolitische Diskurse. Als verbindender roter Faden zieht sich das Potential von Kunst durch die Ausstellung, widerständige Sichtweisen auf das Bekannte zu entwickeln, überraschende Perspektiven auf das einzunehmen, was uns alle verbindet, und so spannende, ungewöhnliche, kluge, humorvolle, poetische oder schonungslose Grundlagen anzubieten, um sich den großen Fragen unserer Zeit anzunähern.
Happy Hours – Meisterschüler*innen der HfK Bremen
Sie geben einen medienübergreifenden Einblick in die Qualität und Vielfalt der aktuellen Kunstproduktion in Bremen. Die Meisterschüler*innen sind keinen Klassen mehr zugeordnet, jedoch Professor*innen aus dem Fachbereich Bildende Kunst. Sie verbindet der Austausch miteinander ebenso wie die Auseinandersetzung mit Phänomenen einer komplexen Gegenwart. Ihre Arbeiten widmen sich beispielsweise Identitäten und vorherrschenden Wissenssystemen, deren Produktionsweisen wie auch der Beziehung zu Umwelt und Natur. Dabei öffnen die Meisterschüler*innen auf ebenso poetische wie kritische Weise Räume der Reflexion.
Begleitet wurden sie von den HfK-Professor*innen Heike Kati Barath, Stephan Baumkötter, Natascha Sadr Haghighian, Katrin von Maltzahn, Wendelien van Oldenborgh, Julika Rudelius und Ingo Vetter.
Der Karin Hollweg Preis wird jährlich in Zusammenhang mit der Abschlussausstellung der Meisterschüler*innen verliehen. Er ist einer der höchstdotierten Förderpreise aller Kunsthochschulen in Deutschland. Ermöglicht wird er dank der großzügigen Unterstützung der Karin und Uwe Hollweg Stiftung. Der Preis umfasst insgesamt 18.000 Euro, wobei eine Hälfte als Preisgeld direkt an die Preisträger*in ausgezahlt wird, die zweite Hälfte ist für die Realisierung einer Einzelausstellung reserviert.
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