Als „Halbschattenkabinett“ stellen sich hier 6 Künstler*innen auf, die in der Galerie Kramer Arbeiten auf Papier zeigen. Eingeladen von den Künstlern Christian Orendt und Sebastian Tröger bringen sie das innovative und anregende Potenzial ihrer künstlerischen Arbeiten selbstbewusst ein in die Diskurse über Zustand der Gesellschaft und die Zukunft der Erde. In Zeichnungen, Drucken und Aquarellen zeigen sie einen kritischen, humorvollen und manchmal melancholischen Blick auf die Welt.
Anna Haifisch
Anna Haifisch ist eine Zeichnerin und Illustratorin aus Leipzig, die comic-ähnliche Alltagshelden zu Wort kommen lässt. Durch pointiert gesetzten Text ergibt sich der Inhalt einer „Geschichte“. Ihre Tier- und Menschen-Figuren sind meistens dünn von Statur und mit einfachen Umrisslinien gezeichnet. Wie ein Hauch im Wind kommentieren sie melancholisch ihr Verzweifeln an der Welt und ihren alltäglichen Widrigkeiten. Ihre Reflexionen, Hoffnungen und Wünsche sind manchmal erstaunlich lapidar und doch tiefgründig.
Christian Orendt
Der in Berlin lebende Zeichner und Installationskünstler Christian Orendt befasst sich in feinen Zeichnungen und ironischen, winzig klein geschrieben Texten mit dem Denken des Menschen und seiner daraus resultierenden grundlosen Überheblichkeit. Er kombiniert oft gehörte Formulierungen und umgangssprachliche Redewendungen mit absurden Bildern, ein schlichtes Denken mit einem hohen, teilweise hochtrabenden Ton. Die überraschenden Bildpointen, die so entstehen, holen die Absurdität mancher alltäglichen Situationen und Denkweisen ins Bewusstsein.
Tanja Ritterbex
Die niederländische Malerin und Performerin Tanja Ritterbex dekonstruiert in ihren Bildern und Performances vielfach die Erwartungen und Vorstellungen, die mit der Rolle der Frau verbunden sind. In spontan wirkenden, opulenten Tableaus mit pastosem Farbauftrag feiert sie ein anderes Frauenbild. Sie macht den Spagat zwischen den unterschiedlichen Rollenerwartungen an Frauen deutlich. In der Ausstellung zeigt sie 50 Arbeiten aus einer Reihe von projektierten 365 farbigen Zeichnungen von Müttern und ihren Kindern. Durch die Wahl ihrer künstlerischen Mittel und die verwendeten Stilrichtungen lässt sie sehr fein die unterschiedlichen Persönlichkeiten und Beziehungen hervortreten.
Sebastian Tröger
Der Künstler aus Nürnberg hat stets das große Ganze im Blick. „Am Hebel der Welt“ war der Titel seiner vergangenen Ausstellung im neuen Museum Nürnberg. Sein kritischer Blick auf die Gegenwart findet immer vor dem Hintergrund einer ironischen Auseinandersetzung mit der Rolle von Kunst in der Gegenwart und der Kulturgeschichte statt. In seinen spontan wirkenden Malereien und Zeichnungen tauchen kunsthistorische Bezüge humorvoll in den Titeln auf.
Steve Viezens
Der Maler, der in Leipzig studiert hat, beherrscht die moderne und die altmeisterliche Form. In Malerei und Drucken kombiniert er alte und neue Realitäten zu spannungsvollen Kompositionen. Dabei lässt er Leerstellen oder übermalt mit modernen Attributen, wo es für die altmeisterlichen Kunst gerade wesentlich war. In der Ausstellung zeigt er u.a. feingearbeitete Linolschnitte, auf denen eine historische Landschaft durch große Farbkleckse gestört wird. Die Störungen haben Vorrang bei seinem künstlerischen Blick auf die Welt.
Marie Vermont
Aus Wien kommt die Künstlerin Marie Vermont dazu. Sie beschäftigt sich einer Reihe von farbigen Aquarellen mit dem etwas aus der Mode gekommenen Begriff der Allmende als Form von Gemeinschaftseigentum. Als heutige öffentliche Orten, die auch eine dort lebende Flora und Fauna einschließen, hat sie Brachflächen und verlassene Plätze ausgemacht. Die dienen jedoch nicht nur Tieren und Pflanzen als Lebensraum, sondern werden oft auch noch als Abfallhalde genutzt. Solche „Un-Orte“ porträtiert die Künstlerin auf ihren Aquarellen so vielgestaltig und in einer so harmonischen Farbigkeit, dass man eher an paradiesische Gärten denkt und nicht an ein Nebeneinander von Füchsen und Bauschutt, Igeln und alten Plastikplanen und Mückenlarven in alten Autoreifen.