August von der Heydt entdeckt Paula Modersohn-Becker
Der Bankier August von der Heydt zählte zu den bedeutendsten Sammlern zu Beginn des 20. Jahrhunderts und interessierte sich vor allem für Kunst abseits der akademischen Traditionen. Ab 1909, nur zwei Jahre nach dem frühen Tod Paula Modersohn-Beckers, erwarb er knapp 30 Werke der Künstlerin und bewies dabei ein gutes Auge. Die heute noch vorhandenen 17 Gemälde Paula Modersohn-Beckers im Von der Heydt-Museum in Wuppertal zählen zu den Hauptarbeiten ihres Spätwerks. Zum ersten Mal wird diese frühe Sammlung nun vom 25. Mai bis zum 10. September 2017 gemeinsam mit Teilen der hochkarätigen Sammlung des Bremer Kaffeekaufmanns Ludwig Roselius präsentiert. Anhand der rund 35 ausgestellten Hauptwerke wird der Beginn der Rezeptionsgeschichte von Paula Modersohn-Beckers Kunst erzählt, in der diese beiden Sammler der ersten Stunde eine entscheidende Rolle gespielt haben.
1906 begegnete Paula Modersohn-Becker bei ihrem vierten und letzten Paris-Aufenthalt dem Bildhauer Bernhard Hoetger, der vom ersten Augenblick an von ihr überzeugt war und sie über ihren Tod hinaus förderte. 1909 machte er August von der Heydt auf die Worpsweder Künstlerin aufmerksam. Der Bankier kaufte insgesamt 28 Bilder, von denen sich heute noch 17 Gemälde im Wuppertaler Von der Heydt-Museum befinden. Einige Jahre später sammelte auch der Bremer Kaffeekaufmann Ludwig Roselius Werke von Paula Modersohn-Becker. Doch es blieb nicht nur beim Kauf von Kunstwerken: 1927 eröffnete er das weltweit erste Museum für eine Malerin – entworfen von Bernhard Hoetger. Das heutige Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen stellt nun erstmals diese beiden frühen Sammlungen von Paula Modersohn-Beckers Kunst gemeinsam aus. 35 Hauptwerke der Künstlerin – insbesondere aus ihrem Spätwerk – verdeutlichen ihre zukunftsweisende Modernität und ihren hohen Stellenwert in der Kunstgeschichte.
Ein Blick in beide Sammlungsgeschichten zeigt dabei auch, welche herausragenden Werke durch Kriegsverluste für immer verloren sind. Sieben dieser zerstörten Gemälde werden erstmals als Reproduktionen den erhaltenen Originalen zur Seite gestellt. Motivische und formale Bezüge, die bislang nur in Katalogen nachvollziehbar waren, werden so im direkten Gegenüber veranschaulicht.